Fotos des Reiseberichts

“Nach 4 Jahren wieder auf der Minerva”

  1. Tag
    Nach vier Jahren wieder auf der Minerva – es ist der siebte Törn mit diesem schönen Boot, aber dieses Mal mit einer anderen Besatzung. Waren wir bisher immer mit unseren beiden Jungs unterwegs gewesen, so ließ sich nunmehr durch Studium bzw. Ausbildung kein gemeinsamer Termin mehr finden, und so ist nun eine gute Freundin mit von der Partie. Auch bei der Minerva hat es in der Zwischenzeit Veränderungen gegeben. Äußerlich kommt sie wie alle Wetterwille-Schiffe in edlem Weinrot daher, und in technischer Hinsicht sind insbesondere der modernisierte obere Fahrstand mit GPS-Navigation und Echolot sowie das Heckstrahlruder hervorzuheben, welches dieses ohnehin gut zu manövrierende Boot noch handlicher macht. Daneben hat sie auch eine vergrößerte Cabriokappe bekommen, welche sich aber nicht mehr abbauen lässt, so dass die in der Vergangenheit gerne geübte Praxis des „Kopfeinziehens“ vor niedrigen Brücken nicht mehr möglich ist. Da es kräftig regnet, als wir auslaufen wollen und das Wetterradar ein baldiges Ende des Regens in Aussicht stellt, gibt es erst einmal eine gemütliche Tasse Tee, und als wir dann gegen 19 Uhr den Hafen verlassen und auf´s Sneeker Meer hinausfahren, lässt sich sogar die Sonne blicken. Wir suchen uns einen ruhigen Marrekrite-Steeg und nutzen diesen erst einmal dazu, nach mehrjähriger Pause und mit einer neuen Besatzung das Anlegen mit und gegen den Wind zu üben, ehe wir festmachen und den ersten Abend auf dem Wasser genießen können.
  2. Tag
    Da wir heute Großes vorhaben, klingelt der Wecker bereits um 5.30 Uhr, und die aufgehende Sonne sieht uns auf dem PM-Kanal, den wir zu dieser frühen Morgenstunde ganz für uns alleine haben. Durch die Kanalschleuse und die Friese Sluis geht es in den Nordoostpolder, den wir rasch durchfahren und bereits gegen 13 Uhr wieder durch die Voorster Sluis verlassen. Bei idealen Witterungsbedingungen geht es über das Ramsdiep und das Ketelmeer ins Randmeer. Während auf einem gut geführten Kreuzfahrtschiff bereits die ersten Drinks auf dem Sonnendeck serviert worden wären, begnügen wir uns mit einem schlichten Kaffee, der aber den Genuss an diesem herrlichen Tag keineswegs mindert. An der Reevesluis im Drontermeer stellen wir dann fest, dass man doch immer aktuelle Karten an Bord haben sollte, denn auf unserem Kartenblatt von 2018 ist dieses Bauwerk noch gar nicht verzeichnet! Das GPS-Navi an Bord kennt die Schleuse natürlich, aber bei Harderwijk stößt auch dieses Gerät an seine Grenzen: Die Fahrrinne führt kurz hinter der Harderbrug laut Karte und Garmin direkt auf einen Damm zu, der aber vor kurzem entfernt wurde, um die Ausfahrt auf´s Wolderwijd zu begradigen. Zum Glück haben wir auch noch die Wasserkarten-App, die in der Vergangenheit vom ANWB vertrieben wurde, mit an Bord, da diese neben den aktuellen Informationen über Schleusen und Brücken auch tagesaktuelle Änderungen wie Sperrungen und Baustellen berücksichtigt. Auf dem uns wohlbekannten atollartigen Inselchen De Biezen finden wir einen idyllischen Liegeplatz, und nachdem wir die ganze Insel in gut 1800 Schritten umrundet haben, lassen wir uns im Abendsonnenschein das Essen an Deck schmecken.
  3. Tag
    Auch heute stehen wir zeitig auf und setzen die Fahrt auf dem Randmeer fort, brunchen kann man schließlich auch während der Fahrt! Wiederum herrschen ideale Bedingungen, und so genießen wir diesen Streckenabschnitt, den wir in der Vergangenheit häufig bei Regen, Kälte und Sturm kennengelernt haben. Um die Mittagszeit fahren wir über die Groote Zeesluis in Muiden auf die Vecht. Die Fahrt auf diesem stillen Flüsschen gehört für uns zu den Höhepunkten eines Törns durch die Niederlande und führt durch eine idyllische Landschaft, die der Schriftsteller Günter Elbin einmal als das niederländische Arkadien bezeichnet hat. Zahlreiche historische Herrenhäuser säumen die Ufer und riesige Hortensien setzen schöne Farbakzente. Hier geht es – zumindest heute – sehr geruhsam zu, manche Brücken werden noch von Hand bedient! Mit der Ruhe vorbei ist es allerdings, als von achtern eine Penichette (französischer Hausboottyp) auftaucht, dessen Kapitän die erlaubten 6 km/h offensichtlich nicht genügen. Er setzt in einer unübersichtlichen Flussbiegung zum Überholen an und ignoriert den aufkommenden Gegenverkehr bis zum allerletzten Moment, um dann abrupt unseren Kurs zu schneiden, was uns zu einem heftigen Ausweich- und Bremsmanöver zwingt. Vor der nächsten Brücke sieht man sich wieder, und dort stellt sich die Besatzung der Penichette beim Warten auf die Öffnung derart ungeschickt an, dass uns ein wohlmeinender Passant vom Ufer aus rät, lieber Abstand zu halten. Das ist kurze Zeit später allerdings nicht mehr möglich, als die Penichette vor uns langsamer wird und wir gefragt werden, wohin wir eigentlich unterwegs sind. Mit der Antwort ist man drüben offensichtlich nicht zufrieden, denn es wird heftig diskutiert und schließlich auf Gegenkurs gewendet. Offensichtlich wusste man seit Stunden gar nicht, auf welchem Gewässer man eigentlich unterwegs war! Kopfschüttelnd setzen wir unsere Fahrt fort und legen schließlich in Maarssen für die Nacht an.
  4. Tag
    Wir setzen unsere Fahrt auf der Vecht fort, wechseln aber bereits nach wenigen Kilometern hinüber auf den Amsterdam.Rijn-Kanaal, der uns wieder nach Norden führt, bis wir in die Nieuwe Wetering abbiegen und über die Geuzensloot die Vinkeveensche Plassen erreichen. Zuvor passieren wir die kleine Demmerikse Sluis, die wir ganz für uns alleine haben. Der Schleusenwärter erzählt uns allerdings, dass die Wartezeit am Wochenende im Hochsommer drei bis vier Stunden betragen kann! Nach einer Mittagspause am Nordufer der Plassen geht es in der Proosdijersluis wieder „bergauf“, und dann folgt eine äußerst geruhsame Fahrt über Winkel und Waver, bis wir in Ouderkerk die Amstel erreichen, der wir stromaufwärts bis hinter Uithoorn folgen, um dann auf die Kromme Mijdrecht abzubiegen. Überall herrscht heute wenig Verkehr und wir genießen die Fahrt durch eine holländische Bilderbuchlandschaft, wobei sich der Himmel allerdings zunehmend eintrübt und der Blick auf das Wetterradar ein Anlegen kurz vor Woerdense Verlaat ratsam macht. Wir erreichen unser Ziel noch rechtzeitig vor der herannahenden Regenfront und ziehen uns in die gemütliche „Messe“ der Minerva zurück.
  5. Tag
    Heute scheint wieder die Sonne und verleitet unsere Mitfahrerin zu einem morgendlichen Bad im Kanal. Anschließend geht es über die idyllische Grecht nach Süden, bis wir in Woerden den Oude Rijn erreichen, der uns über Bodegraven und Alphen nach Leiden bringt. Da es hier recht lebhaft zugeht, legen wir lieber etwas außerhalb an und machen uns zu Fuß auf zum Stadtbummel – eine gute Entscheidung, denn der Passantenhaven im Stadtzentrum platzt aus allen Nähten! Nach mehreren Stunden Pflastertreten sind wir gegen Abend froh, als wir wieder am Boot ankommen. Über die Zijl geht es noch ein paar Kilometer nach Norden bis zu einem herrlich ruhigen Liegeplatz am Südufer der Kaager Plassen.
  6. Tag
    An diesem strahlenden Sommermorgen fällt es uns schwer, unseren idyllischen Liegeplatz zu verlassen, aber wir wollen ja schließlich weiter nach Haarlem. Die Fahrt über die Haarlemse Trekvaart nimmt unerwartet viel Zeit in Anspruch, da wir vor einigen Brücken sehr lange warten müssen. An der Binnenspaarne im Herzen der Altstadt von Haarlem finden wir gegen 15 Uhr einen der letzten freien Liegeplätze und müssen uns jetzt beeilen, denn sowohl die St.Bavo-Kerk als auch das Frans-Hals-Museum schließen um 17 Uhr. Die Zeit reicht nur knapp für den Museumsbesuch, anschließend bummeln wir noch durch die idyllische Altstadt, wobei die meisten der Hofjes, für die Haarlem bekannt ist, leider geschlossen sind.
  7. Tag
    Nachdem wir die Lebensmittelvorräte wieder aufgestockt haben, verlassen wir Haarlem und fahren auf der Ringvaart van de Haarlemermeerpolder ostwärts. Auf Höhe des Flughafens Schiphol können wir den anfliegenden Maschinen buchstäblich in den Fahrwerkschacht schauen, denn die Schwelle der sog. Polderbaan liegt nur wenige Kilometer südlich von uns. Über das Nieuwe Meer und die gleichnamige Schleuse geht es dann in Richtung Amsterdam, das wir auf der Kostverlorenvaart durchqueren. Obwohl sich hinter der Schleuse ein Konvoi von Booten gebildet hat, müssen wir vor einigen der zahlreichen Brücken recht lange warten. Über das Ij geht es am Hauptbahnhof vorbei und dann über den Amsterdam-Rijn-Kanaal südwärts bis Weesp, wo wir wieder auf die Vecht hinüberwechseln, die uns stromabwärts nach Muiden bringt. Abends wollen wir uns auf dem Gooimeer einen ruhigen Liegeplatz suchen, aber ein Techno-Festival in Almere-Strand macht uns erst einmal einen Strich durch die Rechnung. Die Bässe der Musik haben bereits auf der Fahrt den Diesel übertönt, und auf dem Inselchen De Schelp südlich der Fahrrinne ist es an diesem Abend alles andere als idyllisch, so dass wir schweren Herzens weiterfahren bis auf die Höhe von Huizen, wo wir gegen 21 Uhr am Inselchen Huizerhoef anlegen. Hier gibt es aber nur Boxen, in die wir mit der Minerva gerade eben so hineinpassen, und als wir schließlich festgemacht haben, ist uns in der Zwischenzeit der Snert (traditioneller holländischer Erbseneintopf) auf dem Herd angebrannt, lässt sich aber zum Glück noch retten. Sogar hier in 15 km Entfernung ist der Lärm aus Almere noch zu hören, wird aber vom Geschnatter der zahlreichen Wasservögel übertönt.
  8. Tag
    Vor dem Ablegen müssen erst einmal die Filter der Kühlwasserzuführung durchgespült werden, die sich auf der Fahrt über die holländischen Kanäle einigen Dreck eingefangen hatten. Am Vorabend war bei höherer Drehzahl die Kühlwassertemperatur merklich angestiegen. Bei wiederum herrlichem Wetter genießen wir anschließend die Weiterfahrt über das Randmeer. Einziger Aufreger des Tages ist eine Decke, die bei einsetzendem starkem Wind über Bord geht und auch trotz eines sofort eingeleiteten Mann-über-Bord-Manövers nicht mehr geborgen werden kann. An der Ijssel-Mündung finden wir am Nachmittag wieder einen ausgesprochen idyllischen Liegeplatz, den wir ganz für uns alleine haben.
  9. Tag
    Auch heute fällt es uns an diesem schönen Plätzchen schwer, aufzubrechen, aber schließlich legen wir ab und fahren über die Ijssel das kurze Stück nach Kampen, wo wir im Nieuwe Buitenhaven anlegen und zu einem Bummel durch die alte Hansestadt mit ihren schönen Stadttoren und historischen Häusern aufbrechen. Über das idyllische Ganzendiep fahren wir danach ostwärts und legen gegen Abend am Liegeplatz De Belt an der Mündung des Zwarte Water an. Hier fühlen sich aber offensichtlich auch Myriaden von Mücken wohl und vertreiben uns ins Bootsinnere, was in Anbetracht der recht kühlen Witterung auch seine Vorteile hat.
  10. Tag
    Über den Vollenhover Kanaal und Blokzijl erreichen wir die Nieuwe Wetering, weiter geht es über die idyllische Kalenberger Gracht, die Linde und die Helomavaart zum Tjeukemmer und die Follegasloot und das Brandemar nach Sloten, wo wir vor der Stadt anlegen und einen kurzen Stadtbummel machen. Währenddessen verschlechtert sich das Wetter zusehends, und auf der Weiterfahrt schütteln Böen bis Windstärke 7 die Minerva auf dem Hegemermeer ganz schön durch. Da auch noch eine Regenfront naht, suchen wir uns auf dem Inselchen Visserburen einen geschützten Liegeplatz und verbringen den Abend unter Deck.
  11. Tag
    Heute haben wir zum Abschluss unseres Törns erstmals „authentisches“ Wetter mit viel Wind und kurzen Regenschauern. Über Workum und die Workumer Trekvaart erreichen wir Bolsward, wo wir gerade noch vor der Mittagspause unter der Autobahnbrücke in den Hafen kommen und die Zeit bis zur erneuten Öffnung der Brücke zu einem Stadtbummel nutzen. Über die Wimerts kommen wir nach Ijlst und über die Geau weiter nach Sneek, wo wir dank Bug- und Heckstrahlruder den letzten freien Liegeplatz in der Nähe der Waterpoort bekommen – an Bug und Heck trennen uns weniger als ein Meter von den Nachbarbooten! Nach einem Spaziergang durch die schöne Innenstadt fahren wir hinaus auf´s Sneekermeer, wo wir den letzten Abend in herrlicher Ruhe genießen.
  12. Tag
    Nur ein Katzensprung, und wir sind wieder zurück in Terhene – nach einem wunderschönen und abwechslungsreichen Törn quer durch die Niederlande bei fast durchgehend schönem Sommerwetter und angenehm ruhigen Verhältnissen auf dem Wasser.

27.6.2022 -9.7.2022
Pikmeer 1100 Minerva
76 Motorstunden, 269 Liter Diesel
Bettina und Dirk Boellaard,
Herbertingen,
Maria-Eva Bauer, Bad Waldsee

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